Vor langer Zeit lebte in Altrei ein Junge namens Balthasar. Alle
nannten ihn Balser. Er war sehr fröhlich, folgte aber nicht gerne.
Sein bester Freund hieß Beppo. Mit ihm trieb er sich oft auf
der Straße herum, auch wenn es schon dunkel war. Die Mutter
warnte ihn vor der bösen Wätscha - Hex, die in einer Höhle am
Avisio – Bach hauste: ”Sie holt die Kinder, die nach dem Betläuten
bei Dunkelheit noch auf der Straße sind, steckt sie in den Korb,
schleppt sie in die Höhle und bratet sie!“ Der Balser versprach
aufzupassen, aber er konnte sein Versprechen nicht halten.
Eines Abends waren Balser und Beppo wieder auf der Straße und
plötzlich hörten sie ein lautes Schnaufen hinter ihrem Rücken. Als
sie sich umdrehten, stand die Wätscha – Hex dort und wollte sie
fangen. Sie sah fürchterlich aus: sie hatte einen schiefen Buckel,
krumme Beine, eine große, rinnende Hakennase und im Maul
große, vorstehende, gelbe Zähne. Beppo schaffte es, heim zu laufen,
Balser hatte leider kein Glück. Die Wätscha fing ihn mit dem
gebogenen Stock und packte ihn am Kragen. Speichel und Rotz
der Wätscha tropften dem Balser ins Gesicht und dann steckte sie
ihn in den Buckelkorb. Nun wollte sie ihn in die Höhle mitnehmen.
Auf dem Weg zur Höhle kam sie hinterm Pichl an den Pflaumenbäumen
vorbei und bekam Lust, von den reifen Früchten zu
essen. Sie stopfte ganz viele Pflaumen samt den harten, spitzen
Kernen in sich hinein und eilte dann weiter. Unterwegs bekam
sie auf einmal fürchterliche Bauchschmerzen und Durchfall. Sie
stellte den Buckelkorb hin, um aufs Klo zu gehen und putzte sich
danach den Hintern mit Gras ab. Plötzlich begann sie laut zu
schreien und herum zu laufen: sie war nämlich in einem Ameisenhaufen
gestanden und die Ameisen waren unter ihren Kittel
gekrochen und bissen sie überall. Das tat ihr weh und sie wehrte
sich. Während die Hexe mit den Ameisen beschäftigt war, schlich
sich der Balser ganz leise davon und begann nach einer Wegbiegung,
so schnell zu laufen wie er nur konnte. Mehrmals fiel er zu
Boden und tat sich weh, aber er lief trotzdem weiter. Endlich kam
er zu Hause an und verriegelte die Tür hinter sich. Seit diesem Tag
war er nach dem Betläuten nie mehr auf der Straße zu sehen.
Nacherzählt und gezeichnet von Philipp Weber